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Irkutsk/Technik/Ulica

Nach der Sommerpause

Posted by Sascha Preiß on

Die Sommer in Irkutsk bekomme ich leider überhaupt nicht mit, weil alle Familienangehörigen, Verwandten und Freunde immer darauf bestehen, dass wir den Sommer bei ihnen in Deutschland verbringen, und wir uns natürlich auch auf die Freunde, Verwandten, Familienangehörigen freuen, ebenso wie auf die nicht ganz so trockene, deutlich weniger staubige Luft in Europa. Auch wenn die Reisen hin und wieder zurück sehr strapaziös sind, doch das muss dann eben sein. Und für einige Zeit ist die Stadt am Baikal dann auch für uns sehr weit weg. So weit, dass man sich gar nicht vorstellen kann, was da so in der Zwischenzeit los ist.

Doch tat sich Erstaunliches: Zuerst machte die Red Rocks Tour in Irkutsk halt. Das ist eine kulturelle Werbetournee für die Winterspiele Sotschi 2014, und für diese Tour durch insgesamt 20 russische Städte vom 15. April bis 15. September von Rostov am Don bis Irkutsk und zurück nach Kaliningrad konnten namhafte russische und internationale Künstler gewonnen werden: So spielten am 4.August in Irkutsk (nach der Hymne für die Sotschi-Spiele) tatsächlich die New Yorker Hercules and Love Affair mal so eben kostenlos auf dem zentralen Square Kirowa. Und anderswo traten Panic! At the Disco oder Röyksopp auf. Man kann ja von den Spielen 2014 halten, was man will, das Land wird professionell auf das Ereignis eingestimmt. (Mir z.B. hatte noch vor unserem Sommerurlaub eine Kollegin eine 25-Rubel-Sondermünze „Sotschi 2014“ geschenkt, als Glücksbringer.) Und ich habs verpasst…

Gleichzeitig wurde unter dem Titel „Allee der Innovationen“ der Versuch gestartet, den öffentlichen Personennahverkehr der Stadt ein bisschen zu modernisieren. Zumindest optisch. Noch im Juni fand an meiner Universität eine Konferenz zu Transport und Verkehrsplanung statt, bei der es u.a. um die Frage ging, wie man den enormen Staus in den russischen Städten Herr werden könnte. Der jetzige Modellversuch an insgesamt 10 Haltestellen setzt bereits NACH der Beantwortung dieser Frage ein, sieht todschick aus und ist obendrein tatsächlich innovativ: denn es wird erstmals Solarenergie verwendet. In einer Region, die für sich in Anspruch nimmt, 300 Sonnentage im Jahr zu haben und damit gleich viele wie Sotschi (weswegen die Winterolympiade dann hundertprozentig sehr telegen sein wird), gibt es bislang absolut keinerlei Bemühungen, diese Energiequelle irgendwie nutzbar zu machen. Nun also auf Bus- bzw Straßenbahnwartehäuschen zum Betrieb der Beleuchtung, der WLAN-Spots und für die Anzeige, wann die nächste Bahn zu erwarten sein wird (letzteres kann als vage Vorraussage prognostiziert werden, denn bei so viel Stau und Unfällen ist auf absolut nichts Verlass). Wann die Häuschen mit dem schönen Titel „Intellektueller Haltestellen-Komplex“ tatsächlich den Betrieb aufnehmen, ist bislang unklar. Auf jeden Fall sollen sie erst einmal im Winter auf Tauglichkeit und Beständigkeit getestet werden, und wenn das zufriedenstellend verlief, soll die gesamte Stadt aufgerüstet werden. Was dann eine echte Herkules-Aufgabe sein wird.

Nicht ganz so futuristisch, aber dennoch sehr ungewöhnlich, war der vergangene Sonntag. Denn während in London die Paralympics stattfinden und in Irkutsk die irkutsker Medaillengewinner der „normalen“ Olympiade herzlich empfangen werden, gab es im zentralen Stadion eine paralympische Wettbewerbsveranstaltung zu Ehren des Irkutsker Oblastes: einige Dutzend RollstuhlfahrerInnen lieferten sich mehrere 75m-Sprintrennen, weil in diesem Jahr das Irkutsker Gebiet 75 Jahre alt wird. Das Spektakuläre an der etwas seltsamen Sportveranstaltung war die Tatsache, dass ausschließlich RollstuhlfahrerInnen (Männer, Frauen, Kinder) zugelassen waren, die sonst in der Öffentlichkeit absolut nicht in Erscheinung treten. Weil es schlicht unmöglich ist: Allein das Haus, in dem wir wohnen, ist etwa 5 Jahre alt – und man kann es nur über eine kleine, aber steile Treppe betreten, schon ein Kinderwagen ist nicht vorgesehen, um wieviel weniger ein Rollstuhl? Und schön auch, dass es neue Wartehäuschen gibt, aber Bus oder Bahn sind schon für ältere Menschen eine echte Herausforderung, der Höhenunterschied von Straße zu Innenraum liegt bei über einem Meter, einzig mittels vier Stufen zu überwinden. Fragen, die man sich also stellen könnte, wären z.B.: Wo und wie leben RollstuhlfahrerInnen, wie halten sie sich sportlich fit und wie kommen sie zu einem solchen Sportereignis? Wieviele gibt es überhaupt? Und wo ist die Klinik im Irkutsker Gebiet, die über rollstuhlgerechte Eingänge verfügt? ——-

Jetzt lebe ich schon vier Jahre in dieser Gegend und hab das alles immer noch nicht verstanden.

Grenzenlos/Interkultur/Kulinarisches/Technik/Wildbahn

Wer glaubt mir das jetzt?

Posted by Sascha Preiß on

Da weilt man auf Einladung in Tuwa, dem geographischen Mittelpunkt Asiens.

Zu eigenen Ehren findet die traditionelle Schlachtung, gemeinsame Zubereitung und Verspeisung eines Schafes statt, zuerst im Dorf, ausgerechnet in der ul. Internationalnaja, dann am Ufer des Jenissej bis Sonnenuntergang.

Nach altem Brauch wird für die Gäste ein Schaf geschlachtet: ein kurzer Einschnitt in die Brust des Tieres, dann fasst ein Mann mit der Hand ins Innere und erstickt das Schaf durch Zudrücken der Aorta. Die Regel stammt noch von Dschingis Khan: nicht ein Tropfen Blut des Tieres darf die Erde benetzen. Das gestockte Blut muss ich dann essen. Nationalgericht! eurasisches magazin

UND DANN VERSAGT DIE SCHEIẞVERFICKTE DIGITALVERKACKTE MODERNE DRECKSTECHNIK!

Keine Fotos.