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Baikal/Begraben

Direktflug? Welcher Direktflug? [UPDATE]

Posted by Sascha Preiß on

Eine wahrscheinlich erfreuliche Nachricht, die auch überhaupt nicht mehr verwundern sollte, zwischendurch: Nach den z.T. verheerenden russischen Flugzeugunglücken in diesem Jahr, sind der Fluggesellschaft VIM Avia von der russischen Flugaufsichtsbehörde vorläufig Flüge in die EU verboten worden. Anderen Airlines, darunter die „Yak-Service“, die den Tod des gesamten Eishockeyteams aus Jaroslawl Anfang September zu verantworten hat, wurde die Lizenz vollständig entzogen.

Das etwas Beunruhigende an dieser Nachricht: Auch die Fluglinie „Yakutia“ steht vor dem (wiederholten) Flugverbot in der EU. „Yakutia“ bediente in diesem Jahr ab Ende April bis Anfang Oktober den Direktflug Irkutsk-München. Allerdings war dieser Airline 2007 auf EU-Empfehlung ein Einflugverbot in die EU erteilt worden. Der Direktflug wurde mit einer nicht mehr ganz taufrischen Boing 757-200 absolviert, wovon ich mich als einmaliger Passagier im Juni selbst überzeugen konnte, es gab aber auf keinem der durchgeführten Flüge irgendwelche Zwischenfälle zu melden. Allerdings wurden bei der offiziellen Pressekonferenz zur Inbetriebnahme des Fluges auch keinerlei Fragen von Journalisten (etwa zu den Gründen der Wiederaufhebung des Flugverbotes) zugelassen. Inzwischen ist der Direktflug wieder eingestellt, vorerst aus vermeintlich saisonalen Gründen. Ob er im kommenden Jahr wieder aufgenommen wird, ist sehr fraglich, es laufen Planungen für einen „Yakutia“-Direktflug ins nahegelegene und günstigere Prag. Ob dieser überhaupt angeboten werden kann, darf wegen des drohenden erneuten Flugverbotes in die EU stark bezweifelt werden.

Der Flug selbst, anfänglich 2x wöchentlich angeboten, später wegen unzureichender Nachfrage auf 1x reduziert, erwies sich als finanzielles Desaster. Offensichtlich gab es vorher keinerlei Evaluation eines möglichen Fluggastaufkommens, anders sind die katastrophalen Auslastungen des für 192 Passagiere ausgelegten Flugzeuges nicht zu erklären: Minusrekord Ende Mai – 9 Fluggäste auf einem Rückflug aus München. Weiterhin scheinen sich die Werbebemühungen fast ausschließlich auf Russland bzw Ostsibirien beschränkt zu haben. Von deutschen Reiseunternehmen war des öfteren zu hören, dass sie von diesem Flug keinerlei Kenntnis hätten. Aus diesem Grund entschloss sich eine hochrangig besetzte Delegation (Chefs der Airline, Gouverneur des Irkutsker Gebietes, Bürgermeister Irkutsk, Rektoren verschiedener Unis) Anfang Juni zu einem Werbebesuch in München. Die mitreisenden Uni-Rektoren nutzten die Gelegenheit zu Kurzbesuchen an den bekannten Münchner Hochschulen, mit denen u.a. ich das Besuchsprogramm absprechen sollte. Etwas verwundert rief mich eine Mitarbeiterin im Auslandsamt der Münchner TU auf meinem russischen Mobiltelefon an und wollte wissen, warum denn plötzlich diese ganzen Rektoren kommen. Ich erklärte ihr den Hintergrund des unausgelasteten Flugzeuges, woraufhin sie in schallendes Gelächter ausbrach. „Und dafür der ganze Aufwand?“, war ihre durchaus berechtigte Frage. Ich hatte hingegen festzustellen: Ein Direktflug München – Irkutsk ist eben doch die ungleiche Begegnung von Metropole und hinterer Provinz, auch wenn man das naturgemäß in Irkutsk anders sieht.

Nun also sieht es also so aus, als ob dieser Flug ein singuläres Ereignis geblieben sein wird, eine unbedeutende Anekdote in der Geschichte des internationalen Flugverkehrs. Die Gründe dieser zu erwartenden Verbindungseinstellung sind hingegen wenig unterhaltsam: Die russische Luftfahrt ist im Moment leider alles andere als sicher und wird in den kommenden Jahren radikale Veränderungen erleben. Müssen.

[UPDATE]

Die Pointe lässt nicht lange auf sich warten. Soeben wurde vermeldet, dass auf dem Irkutsker Flughafen, der in der Vergangenheit selbst mehrfach Schauplatz schwerer Flugzeugunglücke war, begonnen wurde, die Flugzeuge der Fluggesellschaft von einem Geistlichen zu weihen. Vater Nikolai, der bereits Kriegsflugzeuge weihte, tat dies nun erstmals mit zwei zivilen Flugzeugen – und gab den beiden Maschinen auch neue Namen: Nikolai, der Wunderbewirkende und Innokent von Irkutsk. Geplant ist nun, die gesamte Flotte der Irkutsker Fluggesellschaft IrAero auf gleiche Weise zu weihen. Man fliegt gleich viel sicherer, wenn tiefempfundenes Gottvertrauen das Flugwesen Russlands vor dem Absturz bewahren wird.

Grenzenlos/Irkutsk

УРА! [UPDATE]

Posted by Sascha Preiß on

Vor Kurzem gab es die Ankündigung, seit heute ist es amtlich: Ab 30. April 2011 wird die russische Fluggesellschaft „Yakutia“ zweimal wöchentlich, mittwochs und samstags, den Direktflug München – Irkutsk betreiben. Die Strecke soll mit einer Boeing 757-200 geflogen werden.  Was das kosten wird, kann man bereits ab Morgen, den 22.12.2010, erfahren, denn dann werden die ersten Tickets angeboten.

Wer also noch kein Weihnachtsgeschenk hat: Wie wärs mit einer Baikal-Reise?

[UPDATE] 24.12.:

Inzwischen ist klar, dass die Flüge in beide Richtungen mittwochs und samstags angeboten werden (15.00 ab München – 5.45 an Irkutsk, Folgetag / 10.00 ab Irkutsk – 11.15 an München, gleicher Tag) und SENSATIONELL für 14.000 Rubel zu haben sind, was beim momentanen Kurs (1:40) gerademal 350 Euro sind! Also: WEITERSAGEN.

Und Fröhliche Weihnachten. 🙂

Baikal/Fernost/Grenzenlos

Alpen – Baikal

Posted by Sascha Preiß on

Die Gespräche dazu liefen seit einigen Jahren, nun endlich ist die erste offizielle Ankündigung raus: Ab Frühjahr 2011 wird es eine direkte Flugverbindung von München nach Irkutsk geben (bisher war immer nur von Planungen die Rede).  Aufmerksame Russlandkenner wissen, dass so eine Ankündigung nicht unbedingt viel bedeuten muss, aber bleiben wir optimistisch. Für die russische Seite ist die Frage der Beantragung von Schengen-Visa klarerweise von entscheidendem Interesse. Eine deutsche Auslandsvertretung gibt es in Irkutsk nicht. Zwar befindet sich ein polnisches Generalkonsulat in der Stadt, aber auch mit einem polnischen Schengen-Visum kann man nicht direkt über Deutschland in die EU einreisen. Seit Sommer laufen daher die Gespräche zwischen dem deutschen Generalkonsulat im 1600km entfernten Nowosibirsk und dem polnischen GK Irkutsk über die Erteilung deutscher Visa, beide Seiten sind sich einig, dass das Sinn macht und sie zusammenarbeiten wollen. Die deutsche Seite geht von deutlich mehr als tausend Visa aus, die beantragt würden und zu erteilen wären. Die letztendliche Entscheidung über die Visavergabe in Irkutsk haben jedoch das polnische und deutsche Außenministerium in Warschau und Berlin. Wann von dort das OK kommt, war bei meinem letzten Aufenthalt in Nowosibirsk vor einer Woche nicht zu erfahren.
Da sich in Deutschland ausreichend russische Konsulate befinden, etwa auch in München, ist für interessierte deutsche Reisende der Weg an den Baikal relativ offen, abgesehen vom inzwischen dank fehlender Bemühungen des deutschen Außenministers verschärften Antragsprocedere. Ich hoffe inständig, dass die deutsch-polnischen Gespräche besser laufen.

Nun also die Ankündigung für „Frühjahr“. Offen ist, wie häufig die Verbindung angeboten werden soll, mit welcher Fluglinie betrieben wird und was das etwa kosten wird. Die Flugzeit würde vermutlich 7,5h betragen. Bisherige Routen führen sämtlich über Moskau, Reisezeit nach Berlin: 15h, Kosten hin und zurück: rund 600,-. Nur für alle, die fragen, wofür man so einen Flug z.B. braucht: Der Baikal ist Russlands drittgrößtes Tourismusgebiet nach Moskau und St. Petersburg; mit Abstand größte Touristengruppe: Deutsche. Eine Aufwertung Sibiriens als Wirtschaftsregion inclusive. Auch aus russischer Sicht ist eine Direktverbindung aus Ostsibirien nach Westeuropa wichtig, um die wenigen vorhandenen Partnerschaften auszubauen und neue zu schließen. Direktflüge ins Ausland sind von Irkutsk aus bisher nur nach Asien möglich.

Wer jetzt Lust verspürt, ab Frühjahr mal vorbeizufliegen, darf sich ruhig bei mir melden.

Der heilige Felsen auf der Insel Olchon