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Anti-Terror/Baikal

„Wenn sie uns das zeigen, was verheimlichen sie uns dann?“

Posted by Sascha Preiß on

Vom 6. bis 9. Oktober 2010 trafen sich in Irkutsk zehn deutsche und zehn russische Journalisten im Rahmen des Medienforum 2010, um gemeinsam das Thema „Umweltjournalismus in Deutschland und Russland“ zu besprechen. Der Baikalsee mit den vielen dort ansässigen Umweltorganisationen erschien als idealer Ort, sich diesem Thema zu widmen. Auf dem Programm stand auch ein Besuch des umstrittenen Zellulosekraftwerks Baikalsk.

Das Blog des Medienforums veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen Artikel deutscher und russischer Journalisten zum Thema. Hervorzuheben ist der Bericht „Der Stoff, aus dem der Zellstoff ist – Ein Besuch in der wieder eröffneten Zelluosefabrik am Baikalsee“ von Diana Laarz, zuerst erschienen in der Moskauer Deutschen Zeitung.

„Ort des Geschehens ist die Zellstofffabrik an der Südspitze des Baikalsees. Genauer gesagt die Kläranlage. Eine Gruppe Menschen balanciert unsicher über vermoderte Holzbrücken, die zwischen die schwimmbadgroßen Wasserbecken  gespannt sind. Knapp sechs Monate nachdem das Werk die Produktion wieder aufgenommen hat, lässt die Geschäftsführung den Schutzschild etwas sinken, öffnet einen Spaltbreit die Tür und lässt Journalisten in ausgewählte Hallen und Bereiche. Wenn man ehrlich ist, sieht es dort meistens schlimmer aus, als man befürchtet hatte.“

Baikal/Irkutsk/Ulica

Müll in der Stadt

Posted by Sascha Preiß on

In Russland wird es überhaupt nicht gern gesehen, wenn Touristen den nicht gerade versteckt gelagerten Abfall fotografieren. Zur Beseitigung desselben wird allerdings auch nicht allzu viel Energie verschwendet, oder nur in Ausnahmefällen. Die dann sofort ausgezeichnet werden: Die Stadt Chabarowsk ist zu Ehren ihres Status‘ als sauberste Stadt Russlands auf dem 5000-Rubel-Schein abgebildet. Das augenfällige Fehlen von Abfall und Schmutz auf den Straßen der Hauptstadt des russischen Fernen Osten scheint bislang allerdings kein beispielhaftes Vorbild für andere Städte zu sein.
Irkutsk nämlich zählt seit heute wieder zu Russlands 50 schmutzigsten Städten. Hauptsächlich aufgrund der schlechten Luft, von veralteten Heizkraftwerken und dem hohen Verkehrsaufkommen beeinträchtigt, und der Zustand der Straßen, die nur auf den Hauptachsen hinreichend befestigt sind. Die Stadt versucht zwar, diesem Trend entgegen zu wirken, allerdings sind die finanziellen Mittel beschränkt und dringende Probleme zahlreich. Im Zuge der Vorbereitungen für die 350-Jahr-Feier 2011 werden Teile des Fuhrparks des öffentlichen Nahverkehrs erneuert, dringend notwendige Sanierungsmaßnahmen an Wohnkomplexen begonnen, Strom- und Wasserleitungen erneuert, öffentliche Gebäude renoviert, Straßen- und Fußwege ausgebessert. Dazu kommen teure Aufträge fürs Stadtprestige wie die Beschilderung der Straßen im Stadtzentrum mit ihren Bezeichnungen von 1910 oder der Wiedererrichtung des Moskauer Tores am Angara-Ufer. Grundsätzliche Sanierungen, etwa der Heizanlagen, einer kontinuierlichen Befestigung auch der Seiten- und Nebenstraßen im Zentrum oder einer deutlich verbesserten Müllentsorgung, fehlen. Das für die Kapazitäten der Stadt deutlich zu hohe Verkehrsaufkommen soll durch die Umgehungsstraße M-53 gemildert werden, die seit 10 Jahren geplant ist (Fertigstellung bis Juni 2010?).
Probleme, die bis zum Baikal reichen. Zwar ist das Zellulosekombinat in Baikalsk vorübergehend stillgelegt worden und damit eine wesentliche Quelle der Wasserverschmutzung, jedoch ausschließlich aufgrund finanzieller Probleme. Der See steht deshalb weiterhin in Gefahr, den Status des UNESCO-Naturerbes zu verlieren. Außerdem wird die zunehmende Verschmutzung der Selenga als wichtiger Zufluss der Ostseite zum Problem. Und nicht zuletzt nehmen Müll und Abfall in den Nationalparks am Westufer zu. Mindestens 9 große illegale Deponien existieren allein auf der Insel Olchon. Die Gebietsverwaltung hat nun mehrere Millionen Rubel zur Verbesserung der Situation bewilligt, wovon etwa flächendeckend Mülleimer auf Olchon aufgestellt werden sollen. Ein Urlauber beschreibt den Bedarf so: „Wir waren auf Olchon bei Chuzhir, ein Freund und ich haben mit dem Auto eine Viertelstunde nach Müllcontainern gesucht, und wir waren nicht die einzigen. Wir trafen einen Jungen, der seinen Müll auch nicht loswurde – er hatte 20 volle Mülltüten dabei.“
So bleiben wohl eine Reihe ungeliebter Fotomotive für Touristen bis zum Stadtjubiläum und darüber hinaus erhalten.

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