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Anti-Terror/Grenzenlos/Russland

Die Möwe im Irkutsker Gebiet

Posted by Sascha Preiß on

Am 1. Dezember 2015 veröffentlichte Alexej Nawalnij, einer der bekanntesten Oppositionspolitiker Russlands und Leiter des Fonds zur Korruptionsbekämpfung, einen Film und einen Untersuchungsbericht, der sich mit dem russischen Generalstaatsanwalt Juri Jakowlewitsch Tschaika beschäftigt. Der Hauptvorwurf: Tschaika, seine Familie und Freunde bilden ein mafiöse Struktur, die sich mit hochkriminellen Methoden an Russland bereichern und das Geld ins Ausland bringen.

Ein wichtiger Teil der Untersuchungen zum Fall Tschaika beschäftigt sich mit Geschäften seines Sohnes Artjom im Irkutsker Gebiet zwischen den Jahren 2002 und 2011. Tschaika stammt aus Irkutsk, hat dort studiert und 20 Jahre gearbeitet. Viele seiner Kontakte stehen auch seinem älteren Sohn zur Verfügung, Mentoren, Unterstützer und Günstlinge. Und diese nutzt er, um 2002 eine einträgliche Reederei im nördlichen Oblastgebiet um Ust-Kut‘ zu übernehmen und auszubeuten: die Reedereidirektoren Peretoltchin und Palennij weigern sich, die Firma abzugeben. Am 30.12.2002 wird Palennij erhängt in seiner Garage aufgefunden, sein Tod wird als Selbstmord angegeben und nie untersucht. Erst 2012 veröffentlicht die oppositionelle Zeitung „Novaja Gazeta“ einen Bericht, in dem dieser Tod als Mord enttarnt wird und die Spur zu Artjom Tschaika führt. Ein zweiter Fall betrifft eine Salzmiene im Westteil des Irkutsker Gebietes.

Der Film zeichnet ein extrem düsteres Bild eines Landes, das in den Spitzenfunktionen von sowohl enorm vermögenden als auch zutiefst kriminell handelnden Personen besetzt ist: Es ist ein Geflecht aus Funktionären, Politikern, Juristen und Unternehmern, das kaum zu entwirren scheint und ganz gleich den Strukturen einer (Mafia-)Familie sich gegenseitig schützt und stärkt. Juri Tschaika reagierte auf den Film mit Anschuldigen, dieser sei auf Bestellung angefertigt. Offizielle Untersuchungen gegen den Generalstaatsanwalt Juri Tschaika, die den schweren Verdacht jahrelanger Protektion krimineller Geschäfte verfolgen würden, sind bis heute nicht erfolgt.

Der vollständige Bericht ist unter http://chaika.navalny.com in russischer Sprache einsehbar. Den Film kann man mit englischen Untertiteln via youtube sehen.